Gemeinsam für Szenario eines dritten Pandemie-Herbstes vorsorgen

Deutscher Labortag 2022 in Berlin

 

Politik und ärztliche Selbstverwaltung müssen gemeinsam für einen dritten COVID-19-Herbst vorsorgen. Dieser Appell geht vom Deutschen Labortag 2022 aus, der am 9. und 10. Mai in Berlin stattfand. „Auch wenn sich niemand das Szenario stark steigender Infektionszahlen in Verbindung mit neuen Coronavirus-Mutationen wünscht, ist es wichtig, sich darauf vorzubereiten“, so der Vorsitzende des ausrichtenden Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL), Dr. Andreas Bobrowski.

 

Eine zentrale Fragestellung des Deutschen Labortags lautete: Wie können die über fünf SARS-CoV-2-Infektionswellen hinweg aufgebauten PCR-Testinfrastrukturen der Facharztlabore für den Herbst 2022 gesichert werden? Mit diesem Ziel fordert der BDL, die am 30. Juni auslaufende Coronavirus-Testverordnung umgehend bis zum 31. Oktober zu verlängern. „Facharztlabore und Diagnostika-Hersteller brauchen jetzt Planungssicherheit bis in den Herbst hinein. Sonst können wir das zusätzlich eingestellte Personal nicht halten“, so der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski.

 

Zudem sollten zeitnah Verhandlungen mit den Krankenkassen über eine „Vorhaltepauschale Labor“ aufgenommen werden, um personelle und technische Ressourcen in der Infektionsdiagnostik zu sichern. In Analogie zu fast allen anderen Facharztgruppen könne das zum Beispiel über die „Pauschale zur Förderung der fachärztlichen Grundversorgung“ (PFG) erreicht werden. Sie wird für jeden Behandlungsfall in der gesetzlichen Krankenversicherung einmal im Quartal für grundversorgende Leistungen gezahlt. Bisher sind die Laborärzte:innen von der PFG ausgeschlossen. „Eine ‚Vorhaltepauschale Labor‘ wäre eine praktische Konsequenz aus der COVID-19-Pandemie für die Sicherung laborfachärztlicher Infrastrukturen bundesweit“, so Bobrowski. Unter der Überschrift „Prävention vor Therapie“ würde eine solche unterstützende Finanzierung auch ein Signal an die Bevölkerung geben, dass sich das deutsche Gesundheitssystem noch besser auf die nächste pandemische Herausforderung vorbereitet.

 

Die weitere Absenkung der Leistungsvergütung von PCR-Tests im medizinischen Labor lehnt der BDL ab. Um den effektiven Mitteleinsatz in der Infektionsdiagnostik zu steigern, sollten aber anlasslose Massentests in Schulen und Kindergärten beendet werden. Zudem sollten die Gesundheitsämter die Überprüfung nichtärztlicher gewerblicher Testzentren im Sommer intensivieren und Regelverstöße konsequent sanktionieren. Mittelfristig müsse man auch unter Effizienzgesichtspunkten die Infektionstests komplett in die ärztliche Verantwortung zurückgeben, in Verbindung mit einer Revision des § 24 Infektionsschutzgesetz. Antigen-Schnelltests seien für Freitestungen medizinischen Personals ungeeignet. Mit jeder neuen Coronavirus-Mutation sollen sie konsequent und unabhängig auf ihre Eignung überprüft werden, so die Forderung des BDL.

 

Weitere Themen des Deutschen Labortags 2022 waren die von der Bundesregierung angekündigte Neuausrichtung der Digitalisierung im Gesundheitswesen und labormedizinische Innovationen.

 

Im Anschluss an den Deutschen Labortag wurde auf der BDL-Jahreshauptversammlung (10.05.2022) der geschäftsführende Vorstand des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte neu gewählt. Jeweils ohne Gegenstimmen im Amt bestätigt wurden Dr. Andreas Bobrowski (Lübeck) als Vorsitzender, Dr. Theo Stein (Mönchengladbach) als stellvertretender Vorsitzender sowie die weiteren Vorstandsmitglieder Dr. Eike Albers (Köln), Dr. Michael Heins (Osnabrück) und Dr. Bernhard Wiegel (Passau). Qua Amtes Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes sind zudem Dr. Thomas Lorentz (Kiel) und PD Dr. Matthias Orth (Stuttgart).