Mit Antikörpertests Impfdebatte versachlichen

 

Mit Antikörpertests möchte der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) zur Versachlichung der Debatte um die Impfungen gegen das Coronavirus beitragen. Seit kurzem ist es möglich, die quantitative Bestimmung von SARS-CoV-2-IgG-Antikörpern nach Impfung durchzuführen, ohne auf den wesentlich aufwändigeren Neutralisationstest zurückgreifen zu müssen. Hierzu sind bereits Tests von verschiedenen Herstellern auf dem Markt, die an dem neuen Standard der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kalibriert sind, um eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen.

 

Der BDL verweist auf eine britische Studie, die bereits drei Wochen nach der ersten Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca einen ausreichenden Impfschutz sieht. Auf dieser Basis könnte die zweite Impfung deutlich nach hinten verschoben werden. Ermöglicht wurde die Studie durch den breiten Einsatz von Antikörpertesten, die in erster Linie die neutralisierenden Antikörper (Spike 1, Spike 2) bestimmen. Weiterhin sind zur Bestimmung der Impftiter bereits ein SARS-CoV-2-spezifischer T-Zelltest sowie ein Surrogat-Neutralisationstest SARS-CoV-2 zugelassen.

 

Um die Durchimpfung der Bevölkerung zu beschleunigen und die Diskussion um angebliche Unterschiede in der Wirksamkeit zu versachlichen, sollten alle gegen das Coronavirus Geimpften einen Anspruch auf einen für sie kostenfreien Antikörpertest im medizinischen Labor erhalten. Im Ergebnis könnte der Erstimpfung in der Pandemiebekämpfung eine bedeutendere Rolle zukommen als bisher angenommen. Die Impfkampagne könnte dann entsprechend neu ausgerichtet werden.

 

„Die Herdenimmunität erreichen wir schneller und verlässlicher, wenn die Zweifler ihren Impferfolg per Antikörpertest überprüfen lassen können“, so der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski. „Medizinisch wie volkswirtschaftlich macht es durchaus Sinn, die Wirksamkeit individuell bei der geimpften Person zu überprüfen. Der Antikörpertest schafft dort Sicherheit und Vertrauen, wo wir nicht von einem Impferfolg von über 90 Prozent ausgehen können. Aktuell wäre ein kostenfreier Antikörpertest ein zusätzliches Argument für den Impfstoff von AstraZeneca“, so Bobrowski. „Vermutlich bleibt dann bei diesem Impfstoff kein Impftermin mehr ungenutzt. Außerdem kann mit dem Antikörpertest der Impferfolg schon nach der Erstimpfung nachgewiesen werden. So können wir bei der nach wie vor bestehenden Impfstoffknappheit wesentlich mehr Bürger kurzfristig impfen.“

 

Mit einer gezielten Auswahl unterschiedlicher Antikörpertests auf das Coronavirus könne man zudem feststellen, ob die Immunreaktion der getesteten Person auf eine Infektion mit dem Coronavirus-Wildtyp oder auf die Impfung zurückzuführen sei.