Verlagerung von Corona-Tests erhöht Kapazitäten nicht

"Durch die Verlagerung von Coronatests in tierärztliche und industrielle Labore lassen sich die Testkapazitäten in Deutschland nicht steigern.“ Mit dieser Klarstellung wendet sich der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Laborärzte, Dr. Andreas Bobrowski, entschieden gegen Stimmen, die – um weiterhin alle symptomfreie Reiserückkehrer testen zu können – die Einbeziehung zusätzlicher, nicht-ärztlicher Labore fordern. „Unsere weltweit beispielgebenden Infektionstest-Kapazitäten stagnieren derzeit aufgrund von Lieferengpässen bei den notwendigen Verbrauchs-materialien. Der Mangel konnte bisher durch Rationierungen und Zuteilungen kaschiert werden.“
 
Hinzu käme – so Bobrowski – dass die knappen PCR-Tests ab Herbst auch für die Influenza-Diagnostik gebraucht werden. „Wenn sich die Lieferengpässe in den medizinischen Laboren durch neue Abnehmer weiter verschärfen, kommt zur COVID19-Pandemie eine mächtige Grippe-Welle hinzu. Besser ist es, gezielter zu testen, und auch Alternativen wie vorbeugende Quarantäne und Reiserestriktionen zu nutzen“, so Bobrowski weiter.
 
Der BDL verweist darauf, dass alle Labore ihre Testmaterialien wie Abstrichtupfer, Extraktionskits und Reagenzien von den gleichen Herstellern weltweit beziehen. Aufgrund der massiven weltweiten Konkurrenz um die Testmaterialien stagniere die durchschnittliche Testkapazität je Labor laut Robert Koch-Institut bereits seit Mitte Mai.
 
Bobrowski warnte davor, den hohen labormedizinischen Standard auszudünnen. „In keinem anderen Land der EU gibt es so hohe Standards in Patientensicherheit, medizinischem Datenschutz und Qualität medizinischer Laboruntersuchungen als originär ärztliche Leistungen. Gerade in der Anfangszeit der Corona-Pandemie war der Leistungsvorsprung vor unseren europäischen Nachbarn enorm.“

Als vorteilhaft habe sich auch erwiesen, dass fast alle deutschen Laboratorien nicht nur für die Durchführung von Laboruntersuchungen, sondern auch im Bereich der Hygieneüberwachung und Versorgungen für Kliniken und Praxen akkreditiert sind. „Nur diese hohe ärztliche Kompetenz und die seit vielen Jahren im Labor entwickelte digitale Infrastruktur hat das Infektionsgeschehen im internationalen Vergleich niedrig gehalten.“